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Triptychon aus der Serie Rußblumen

188 x 330 cm
Flurbrandrelikte auf Nepalpapier
1995

Im gesamten Oeuvre des Künstlers, aber auch in seinem gesamten Denken und in seiner täglichen Existenz – und man kann hier durchaus Kunst und Leben zusammen sehen – spielt die Natur eine wichtige Rolle. Christian ist an der Natur, ihren Elementen, Erde, Licht, Luft und Feuer ebenso interessiert wie an den elementarsten Naturvorgängen unserer privaten Existenz. Geburt, Fortpflanzung und Sexualität, Tod und Vergänglichkeit.

Parallel zu den italienischen Künstlern der Arte Povera hat Christian sich mit der Reflexion der elementaren Naturvorgänge auf dem Hintergrund der Gefahren der Zivilisation auseinandergesetzt, und es wird im Rückblick deutlich, wie sehr dieses Werk in den Kontext der Avantgarde dieser Jahre gehört. In der in Griechenland nach einem auch ihn selbst gefährdenden Waldbrand realisierten Arbeit wird dies noch deutlicher.

Das arme Material in dieser beeindruckenden Serie sind die Relikte dieses Brandes, übriggebliebene Zweige und Rinde, wobei die anthropozentrischen Assoziationen deutlich werden. Zweige konturieren die menschliche Form oder werden zu Nervenbahnen oder Blutgefäßen, zu Skeletten nicht nur der vegetabilen Form, sondern auch in Analogie zum menschlichen Körper, zum Knochengerüst des Menschen und damit zu Mementos des Todes. Rinde wird zur Haut, manche Formen lassen an Darstellungen des gekreuzigten und geschundenen Christi denken. Der expressive Charakter der sich in den Himmel reckenden, verkohlten und schwarzen Äste lässt an eine Gebärdensprache denken, die der Betrachter ebenfalls mit seiner eigenen Körpersprache und deren Ausdruckskatalog zur Deckung bringt. Diese Werke werden nicht einer bestimmten Idee untergeordnet, sie erzeugen erst diese Idee. In allen Werken Anton Christians steckt ein aufklärerischer Impuls, den er mit der Arte Povera teilt, die genauso wie er einer durch Technologie, Zivilisationsexzesse, unbändiges Wirtschaftswachstum geprägten Gesellschaft den Weg zu einer ursprünglichen Erfahrung der Natur, ihrer Akzeptanz und Harmonie weist, damit auch versucht, die inzwischen eingetretene Entfremdung aufzuheben. Anton Christian sieht hier auch eine politische und moralische Verantwortung des Künstlers, die Germano Celant in seinen Äußerungen über die Künstler der Arte Povera nie außer Acht ließ. Der Künstler, so Celant, lebe in einer dauernden revolutionären Phase. Kunst und Leben bildeten eine untrennbare Einheit. Im gesamten Oeuvre Christians geht es um die Intention, von der Entfremdung wegzukommen hin zur Intensität des Ursprungs.

- Peter Weiermair
aus dem Vorwort zum Katalog Rußblumen, 1995